DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-05-2024 08:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.05.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Ws
Unbeständig mit schauerartigen und teils gewittrigen Niederschlägen. Am Montag
Schwerpunkt im Süden und Südwesten mit Starkregen. Vor allem am Nachmittag/Abend
bis in die Nacht auf Dienstag mit ansteigender Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... verläuft die Frontalzone mit dem eingebetteten Jetstream auf sehr
südlicher Zugbahn von Südwesteuropa über den Mittelmeerraum bis zu Türkei.
Weiter nördlich ist ein Blockadehoch über Osteuropa wetterwirksam, das sich in
allen Höhenschichten abbildet und seinen Einfluss bis nach Nordeuropa erstreckt.
Demgegenüber befindet sich ein Zusammenspiel aus zwei Höhentiefs über
Westeuropa. Das westliche befindet sich noch über dem Atlantik und bewegt sich
schleppend in Richtung Ärmelkanal. Achsensenkrecht dazu lässt sich auch ein
Bodentief finden.

Dem westlichen Höhentief vorgelagert liegt ein Kaltlufttropfen, dessen
Schwerpunkt sich von Nordfrankreich unter Verstärkung langsam in Richtung
BeNeLux verschiebt. Ein ostwärtiges Vorankommen wird durch das blockierende Hoch
unterbunden. Wie üblich bei Kaltlufttropfen, bildet es sich kaum im Bodenfeld
ab. An seiner Nordflanke herrscht Kaltluftadvektion, nach Süden
Warmluftadvektion.

Während zu Tagesbeginn noch leichter Hochdruckeinfluss über Deutschland präsent
ist, schwächt sich dieser im Tagesverlauf von Westen her ab und die
Feuchtefelder des Kaltlufttropfens machen sich bemerkbar. So kommen etwa ab den
Mittagsstunden von Frankreich kommend Aufgleitniederschlag auf, die die
westlichen Landesteile betreffen. Im weiteren Verlauf bekommen die Niederschläge
mit Annäherung des Höhentiefzentrums einen zunehmenden konvektiven Charakter. So
nehmen die Lapse Rates mit der herangeführten Höhenkaltluft zu. Trotz nur
moderater Feuchte reicht dies auch für etwas CAPE, sodass auch einzelne
eingelagerte Gewitter denkbar sind. Damit sind in aller Regel Windböen
verbunden. Aufgrund der guten Scherung lassen sich stärkere Entwicklungen aber
nicht vollends ausschließen (stürmische Böen, Hagel um 1cm und Starkregen um 15
l/qm), sodass durchaus auch mal die markante Warnschwelle gerissen werden
könnte.

Im Rest des Landes profitiert man noch vom leichten Hochdruckeinfluss,
wenngleich auch dort die Bewölkung im Laufe des Tages zunimmt. Am längsten
sonnig dürfte es im Südosten Deutschlands bleiben. Die Maxima bewegen sich im
normaltemperierten Frühlingsbereich zwischen 17 und 22 Grad, mit den höchsten
Werten in der Lausitz.

In der Nacht auf Sonntag zieht der Kaltlufttropfen weiter in Richtung
Nordwestdeutschland. Damit können sich die schauerartig verstärkten
Niederschläge ostwärts ausdehnen und auch auf die mittleren Landesteile
übergreifen. Weiterhin sind einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen, vor
allem mit Nähe zum Zentrum des Höhentiefs in Richtung Nordwestdeutschland.

Gleichzeitig kommt auch im Osten Deutschlands Konvektion in Gang. Die genaue
Ursache ist nicht ganz so einfach zu finden. Zunächst einmal liegt im
betroffenen Gebiet eine feuchtere Luftmasse, wie man an den ThetaE-Werten und
der spezifischen Feuchte erkennen kann. Gleichzeitig sind die Lapse-Rates
erhöht, insbesondere im Bereich zwischen 1.5 und 3.5 km (siehe
Prognosesoundings). In der Konsequenz werden MU-CAPE Werte zwischen 400 und 600
J/kg prognostiziert. Fehlt noch die Auslöse. Schaut man sich das Druckfeld an,
so erkennt man, dass sich durch das Überströmen des Erzgebirges (südliche Winde
in der unteren Troposphäre) ein flaches Leetief ausbildet, das in der Folge
nordostwärts bis zur Ostsee geführt wird. Im Bereich des Tiefs verstärken sich
die Konvergenzeffekte, die schließlich den Trigger darstellen um die Konvektion
auszulösen. Aufgrund des Tagesgangs handelt es sich um abgehobene Konvektion,
die mit Windböen einhergehen kann. Trotzdem kann man aus der Verbindung von um
500 J/kg MUCAPE und DLS (0-6 km) von 15 bis 17 m/s) mit guter Richtungsscherung
in der unteren 2 km (siehe Proghodos) nicht ausschließen, dass auch mal stärkere
Zellen dabei sind. Diese können dann neben Starkregen (ppws bis 25 mm und
geringe Verlagerungsgeschwindigkeit), auch Hagel zum 2 cm bringen.

Am längsten trocken und aufgelockert bleibt es im Südosten Deutschlands. Dort
liegen die Minima auch nur zwischen 8 und 5 Grad und örtlich können sich
Nebelfelder ausbilden. Sonst werden 12 bis 8 Grad erwartet.


Sonntag... zieht der Höhentief weiter in Richtung Schleswig-Holstein und lässt
sich nun auch im Bodenfeld wiederfinden. Damit wird nun auch das osteuropäische
Blockadehoch sukzessive abgebaut.

Mit dem Höhentiefzentrum verlagert sich nun auch die höhenkälteste Luft in den
Norden von Deutschland. Im Nordwesten und Norden kommt es damit wiederholt zu
schauerartig verstärkten Niederschlägen. Es lässt sich im Feuchtefeld sogar ein
schöner Kringel finden. Da das Höhentiefzentrum nur schleppend nordostwärst
vorankommt, kann es im Bereich des Kringels auch größere Regenmengen geben.
Insbesondere in Verbindungen mit konvektiven Verstärkungen ist die
Überschreitung von Warnschwellen nicht ausgeschlossen. Dies wird aber wohl nur
schwierig zu bewarnen sein.

Im Nordwesten und Westen sind damit am Sonntag bereits kältere und trockenere
Luftmassen angekommen, wir man auch gut an den ThetaE Werten in 850 hPa erkennen
kann. Etwa südlich des Mains sowie im Osten liegt hingegen noch die alte
feuchtlabile Luftmasse des Vortags. Getrennt werden beide Bereiche durch eine
Kalt-Warmfront, die sich im Feuchtefeld als Verlängerung des Kringels ergibt und
zonal orientiert über der Mitte des Landes befindet. Man erkennt im Tagesverlauf
kaum Verlagerungstendenz, in Richtung Abend rückt sie aber wieder etwas weiter
nach Norden vor.

Im Bereich der feuchtlabilen Luftmasse kann im Tagesverlauf weitere
schauerartige Niederschläge und einzelne eingelagerte Gewitter geben. Diese sind
meist von der leichten Natur, können aber gerade im Süden auch mal Starkregen
bringen. Dort liegen die ppws immerhin noch um 20 l/qm. Sonst zählen Windböen
und kleinkörniger Hagel zu den vornehmlichen Begleiterscheinungen.

Zu erkennen ist, dass sich mit Intensivierung des Bodentiefs über der Nordsee,
der Gradient an seiner Südostflanke intensiviert und damit im Tagesverlauf
verstärkte Windböen im Umfeld der Nordsee aufkommen. Diese können sich dann am
Nachmittag bis in das norddeutsche Binnenland ausbreiten. Nach der deutschen
Modellkette dürften diese aber nicht flächendeckend auftreten. Es gibt aber
durchaus auch Lösungen von externen Modellen, die verbreitete Windböen und vor
allem in Richtung Nordsee auch stürmische Böen sehen (EURO4 oder auch SuperHD
auf EZ Basis). Um das genauer zu fixieren müssen noch ein paar Läufe abgewartet
werden.

Vor der Front werden Höchstwerte zwischen 19 und 23 Grad erwartet, rückseitig
nur 16 bis 19 Grad. Im Bereich des Okklusionskringels mit längeren
Niederschlägen, werden es im Nordwesten teils nur 13 bis 16 Grad.

In der Nacht auf Montag zieht das Höhentief weiter in Richtung Ostsee, während
das weiter westlich gelegene Höhentief in Richtung Ärmelkanal vorrückt.

Damit gibt es im Norden und Nordosten noch weitere Schauer und anfänglich noch
kurze Gewitter, die später zur Ostsee abziehen. Mit der Entwicklung rückt die
Luftmassengrenze in Form einer Warmfront im Laufe der Nacht wieder weiter nach
Nordosten vor.

In der Folge kommen Frankreich schauerartig durchsetzte Niederschläge auf, die
sich im Laufe der Nacht ostwärts über die Südhälfte des Landes ausbreiten (nur
der äußerste Südosten bleibt ausgenommen). Darin eingelagert sind auch wieder
kurze Gewitter möglich, die neben Windböen auch örtlich Starkregen bringen
können.

In der Nordhälfte bleibt es abgesehen von den abziehenden Schauern im Nordosten
oft trocken und teils auch aufgelockert. Der Wind lässt nach. Die Minima bewegen
sich in der Nordhälfte zwischen 10 und 5 Grad, in der Südhälfte zwischen 12 und
8 Grad.

Montag... gelangen wir zunehmend auf die Vorderseite und damit in den
Einflussbereich des neuen Höhentiefs, das vom Ärmelkanal sich etwas südwärts
nach Nordfrankreich bewegt.

Man erkennt über dem Westen Deutschlands einen flachen, kurzwelligen
Höhenrücken, auf dessen Vorderseite nach Osten und Nordosten wetterwirksam ist.
In der Folge gibt es kaum Niederschlag und sonnige Abschnitte.

Nach Süden und Südwesten liegt die feuchtlabile Luft, die sich bis in die Mitte
des Landes erstreckt. In der Folge kommt es wiederholt zu schauerartig
verstärkten Niederschlägen und vor allem zum Nachmittag auch Gewittern. Bei oft
nur geringer Windscherung steht vor allem der Starkregen im Fokus. Die
Windgeschwindigkeiten in der unteren Troposphäre sind nur gering und damit liegt
die Verlagerungsgeschwindigkeit häufig um oder unter 10 kn. Die Vektoren zeigen
zudem keine klare Richtung, Man kann also davon ausgehen, dass diese an die
Orographie und Eigendynamik der verclusterten Gebiete gekoppelt ist. Die
ppw-Werte liegen um 25 mm. Vornehmlich dürften sich die Warnungen im markanten
Bereich abspielen. Aufgrund der genannten Bedingungen, kann man sich über die
ein oder andere unwetterartige Niederschlagsmenge aber auch nicht wundern.
Die genauen Schwerpunkte sind noch nicht endgültig fest. Im Fokus stehen aber
vor allem Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, ausgreifend bis zum südlichen
Niederrhein.

An den Alpen ist es zunächst leicht föhnig, wobei der Föhn aber inneralpin
verbleibt (Bft 8/9 Alpengipfel). Damit kann auch die Abtrocknung nicht so recht
in Alpenvorland ausgreifen. Nach anfänglicher Deckelung werden am Nachmittag von
EZ einige teils kräftige Gewitter südlich der Donau (auf bayerischer Seite)
prognostiziert. Die Scherung ist in Alpennähe auch etwas erhöht (um 15 m/s),
sodass es nicht ausgeschlossen ist, dass auch mal eine stärkere Zelle mit dabei
sein kann.
Diese Schärfe wird von der deutschen Modellkette nicht gezeigt, aber ist auch in
GFS erkennbar.

Am wärmsten wird es in Süd- und Südostbayern mit Werten bis 23 Grad. Sonst
werden 16 bis 20 Grad erwartet, an der See darunter.

In der Nacht auf Dienstag rückt das Höhentief vorübergehend noch etwas näher an
Deutschland heran. Auch wenn die Schwerpunkte weiterhin Unschärfen unterworfen
sind, muss in der gesamten Südwesthälfte mit weiteren schauerartig verstärkten
Niederschlägen und eingelagerten Gewittern gerechnet werden. Dabei steigt die
Unwettergefahr an. Das gilt insbesondere aufgrund der weiter geringen
Verlagerungsgeschwindigkeit und die Gefahr wiederholter und länger andauernder
Konvektion. Entsprechend steht weniger das Stundenkriterium, sondern vor allem
das 3-6 h Kriterium im Fokus. Während Unwetter nur vereinzelt zu erwarten sind,
dürfte es die markante Warnstufe häufiger und wohl auch flächiger geben.

In der Nordosthälfte bleibt es vielfach trocken und teils auch aufgelockert. Je
nach Bewölkungsstand werden Tiefstwerte zwischen 12 und 5 Grad erwartet.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundlegende Entwicklung im Kurzfristbereich wird von den verschiedenen
Modellen ähnlich simuliert. Die angesprochenen Unsicherheiten bezüglich der
Konvektionsschwerpunkte am Montag wurden im Text diskutiert. Gleiches gilt für
die Windentwicklung im Nordwesten auf der Südwestflanke des Bodentiefs über der
Nordsee (Sonntag). Auch diese Unsicherheit wurde im Haupttext thematisiert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer