DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-05-2024 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.05.2024 um 10.30 UTC



Anfangs Regen und Gewitter. Nächste Woche Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.05.2024


Am Pfingstsamstag liegen wir unter einem Trog, der sich von Nordeuropa bis zur
Biskaya und nach Spanien erstreckt. Flankiert wird das Ganze von hohem Luftdruck
über dem Atlantik und Teilen Westeuropas sowie einem Hochdruckgebiet über
Osteuropa. Ein Drehzentrum des Troges liegt dabei über Frankreich, ein weiteres
über Norddeutschland. In mäßig warmer und feuchter Luft treten dabei verbreitet
schauerartige und teils von Gewittern begleitete Regenfälle auf.
Am Pfingstsonntag findet der Troganteil über Norddeutschland Anschluss an die
Frontalzone weit im Norden und wird Richtung Ostsee und Polen gesteuert, während
der Teil über Südwesteuropa sich etwas dorthin zurückzieht. Die Strömung wird
über Deutschland antizyklonaler, wobei Druck und Geopotential langsam steigen.
Von Nordwestern her beginnt es abzutrocknen, ansonsten, vor allem im Süden und
Osten treten noch schauerartige Regenfälle mit lokalen Gewittern auf, die auch
kräftig ausfallen können.
Am Pfingstmontag baut sich über Mitteleuropa ein Höhenrücken auf, der auch hohen
Luftdruck über Südskandinavien stützt. Das Höhentief über Südwesteuropa zieht
dort weiter seine Kreise, der andere Troganteil ist in einem über Skandinavien
nach Osten schwenkenden Trog aufgegangen. Die Luft in der schwachen Ost- bis
Nordströmung wird deutlich trockener und stabiler. Ganz im Süden wäre eine
leichte Gewitterneigung möglich, sonst scheint unter Absinken meist die Sonne.
Am Dienstag nähert sich über dem Nordatlantik ein Langwellentrog, der beginnt
den Rücken bei uns nach Osten zu drücken. Das Bodenhoch verstärkt sich noch und
zieht mit Zentrum zur Ostsee. Zwischen ihm und tiefem Druck über Südwesteuropa
dreht die Strömung auf Südost und es wird wärmere Luft mit T850 >10°C nach
Süddeutschland geführt. Sie bleibt aber trocken, sodass weiter oft die Sonne
scheint. Nur in den Alpen wären einzelne Gewitter denkbar.
Am Mittwoch erreicht der atlantische Trog, erst GB, dann die Nordsee. Davor
fällt der Luftdruck und es entsteht eine Tiefdruckzone, die von Westen auf
Deutschland übergreift. Damit verstärkt sich zunächst die Zufuhr der warmen Luft
weiter, sie wird aber auch feuchter und mit der aufkommenden Hebung werden auch
teils starke Schauer und Gewitter wieder wahrscheinlicher.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eher antizyklonales, mäßig warmes
Wetter an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist derzeit schlecht. Der aktuell
vorgesehene Übergang in Hochdruckeinfluss ist neu. Die Vorläufe zeigten
unbeständiges Wetter mit teils kräftigen, regional warnrelevanten Regenfällen.
Nach der neuen Lösung wären mittelfristig kaum warnrelevante Erscheinungen zu
erwarten. Entsprechend ist von dieser Warte her die Prognose sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Ergebnisse der anderen Globalmodelle ICON, GFS und UKMO weisen mittelfristig
teils deutliche Unterschiede auf und bestätigen eigentlich nur die
Unsicherheiten. Am ehesten liegt ICON noch auf Kurs des IFS (Europäer) und
bringt am Sonntag gebietsweise Hochdruckeinfluss ins Spiel, wenn auch nur
vorübergehend und teilweise nach Norden verschoben. Das GFS und UKMO simulieren
zwar auch mit Beginn der kommenden Woche höheren Druck über Nordeuropa, lassen
diesen aber nur phasenweise auf Norddeutschland übergreifen. Demnach ginge in
weiten Landesteilen der wechselhafte Wettercharakter weiter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen lagen zum Zeitpunkt des Schreibens nicht vor. Anhand der 15 Tage
EPS-gramme wird aber deutlich, dass auch die Mehrheit der Ensemble Member den
zunehmenden Hochdruckeinfluss stützen. Bei auf nördliche Richtungen drehendem
Wind gehen die Niederschlagssignale in der nächsten Woche deutlich zurück. Es
gibt aber einige Member, die weiter teils markante Niederschlagspeaks liefern.
Die Clusterung zeigt für das Pfingstwochenende zunächst zwei Cluster, die sich
nur wenig unterscheiden. Von Montag bis Mittwoch werden 4 Cluster angeboten, von
denen vor allem 1 und 4 (zusammen 31 Member) eine über die Nordsee nach
Südskandinavien und später zur Ostsee ziehende positive Geopotentialanomalie
zeigen. Die beiden anderen Cluster zeigen das nur ansatzweise.
In der erweiterten Mittelfrist werden eine Vielzahl von Möglichkeiten angeboten,
die trotz unterschiedlicher Muster überwiegend antizyklonal für Mitteleuropa
aussehen.
Aus Sicht der Ensembles ist die neue Lösung gar nicht mal so abwegig, zumindest
schließen ihr die Mehrzahl der Member an.
Die Ensembles des GFS tendieren übrigens auch eher Richtung antizyklonal in der
nächsten Woche. Die Niederschläge bleiben hinter denen des Hauptlaufs zurück und
ansatzweise lässt sich z.B. in den Mittelkarten des Drucks eine schwache
Hochdruckzone von Nordwesten her erkennen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Besonders in den ersten Tagen der Mittelfrist am Samstag und mit Abstrichen am
Pfingstsonntag treten Regenfälle und Gewitter auf, bei denen vor allem
Starkregen relevant werden kann.
Danach beruhigt sich das Wetter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner