DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-05-2024 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.05.2024 um 10.30 UTC



Gebietsweise teils kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen, lokal Unwetter.
Leichter Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.05.2024


Der Frühling geht in seinen Schlussspurt, am 1. Juni beginnt für die
Meteorologen der Sommer. Am 6. April konnte dabei der deutschlandweit früheste
heiße Tag (Höchsttemperatur 30 Grad oder mehr) mit 30,1 Grad in Ohlsbach
(Baden-Württemberg) seit Messbeginn registriert werden. Danach gab es bis heute
in diesem Frühling noch etliche Sommertage (Höchsttemperatur 25 Grad oder mehr),
aber keinen weiteren heißen Tag, was die Hitzegeplagten sicherlich erfreut hat.
Steht denn demnächst wieder Hitze an?

Ab Donnerstag macht die Hitze zu Beginn der Mittelfrist weiterhin einen großen
Bogen um Deutschland. Auf der Vorderseite eines Höhentiefs-Dipols mit Kernen
über den Britischen Inseln und Frankreich wird mäßig-warme Luft mit T850 hPa von
5 bis 8 Grad zu uns transferiert, wobei die Luft zum Teil auch feucht ist. Die
in den Vortagen quer über Deutschland liegende Front zieht nach Norden ab,
bringt dem Norden allerdings noch Regenfälle.

Am Freitag kreisen die beiden Höhendipole umeinander, sodass der aus den beiden
Dipolen bestehende Trog kaum Bewegung zeigt. Deutschland verbleibt unter
Tiefdruckeinfluss in einem schwachen Gradienten, in dem mit südlicher Strömung
von Süden her ein etwas stärker ausgeprägtes Feuchtigkeitsgebiet im Tagesverlauf
mithilfe flacher kurzwelliger Randtröge auf die Mitte übergreift. Die
Temperaturen ändern sich wenig.

Am Samstag schnürt sich der Trog westlich von uns ab, der Dipol löst sich auf
und wird durch ein Höhentief über dem Nordwesten Frankreichs ersetzt. In der
weiterhin vorhandenen Süd- bis Südostströmung wird das Feuchtigkeitsgebiet von
der Mitte in den Norden geführt. Ein Luftmassenwechsel findet nicht statt.

Am Sonntag zieht das Höhentief von Frankreich recht rasch bis in den Süden
Italiens, wobei es sich mehr und mehr auffüllt. Von Norden nimmt daher der
Einfluss des Höhenhochs über Skandinavien zu und die Strömung dreht auf Ost,
womit wärmere Luftmassen mit T850 hPa von 8 bis 12 Grad angezapft werden. Da die
Luftmasse ebenfalls recht feucht ist, sind weitere konvektive Niederschläge zu
erwarten.

Am Montag ändert sich an der Konstellation kaum etwas. Die T850 hPa steigen
verbreitet auf 10 bis 12 Grad. Das hievt die Temperaturen in 2 Meter häufig in
sommerliche Sphären, die Schwelle zur Hitze wird wahrscheinlich nicht
übersprungen.

In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag nächster Woche bleibt das Höhenhoch
für uns dominant. Die Strömung dreht ein wenig auf Südost, was die Zufuhr
feucht-warmer Luft anhalten lässt. Die T850 hPa liegen dann meist zwischen 11
und 14 Grad, sodass sich die Temperaturen in 2 Meter bei nicht ungehinderter
Einstrahlung in der feuchten Luft weiterhin noch nicht ganz der 30-Grad-Marke
nähern dürften.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstagmittag lässt sich eine hohe Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs
zu seinen beiden gestrigen Vorläufen feststellen. Danach gibt es signifikanter
werdende Unterschiede. Anstatt des nun bei uns dominanten Höhenhochs sollten wir
auf die Vorderseite eines neuen Trogs bei den Britischen Inseln in eine
südwestliche Strömung kommen. In der erweiterten Mittelfrist wäre der Trog nach
Deutschland reingezogen, dadurch wäre es unbeständig mit anschließender
Abkühlung geworden. Unbeständig ist nun zwar auch, aber auf einem anderen
Temperaturniveau. Dieses ist nun um etwa 10 Kelvin höher. Der gestrige 12
UTC-Lauf ist dem heutigen 0 UTC-Lauf näher, zeigte allerdings noch eine
Trogannäherung in der erweiterten Mittelfrist. Dieser Trog soll mit dem neuesten
Lauf nach Frankreich abtropfen und uns nicht erreichen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


In der globalen Modellwelt ist man sich weitgehend einig und unterstützt die
EZMW-Variante des 0 UTC-Laufs von heute. GFS bringt als kleines Schmankerl noch
ein Höhentief über Westdeutschland am Montag und Dienstag ins Spiel, was der
Konvektion einen dynamischen Anstrich verleihen könnte. Die beiden KI-gestützten
Modelle Graph Cast ML und AIFS zeigen ab dem Wochenende einen etwas weiter
östlich über dem östlichen Frankreich verlaufenen Abtropfprozess, was die
Konvektion bei uns ebenfalls anfachen und die östliche Strömung ein wenig
abschwächen könnte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutsche Städte bestätigen den Hauptlauf mit
Temperatur- und Geopotenzialanstieg durch einen engen Verlauf und einem engen
Median, in der der deterministische Lauf stets gut eingebettet ist. Ab Freitag
weitet sich der Spread zwar, dafür verantwortlich sind aber nur einzelne
Mitglieder. Niederschlagssignale sind immer wieder vorhanden, zeigen jedoch
konvektive Muster mit einzelnen höheren Peaks.

CLUSTER:
Im zweiten Zeitschritt (Freitag bis Sonntag) gibt es 3 Cluster mit
Blocking-Regime. C1 und C2 sind auf Hauptlauf-Linie, C3 zeigt einen neuen Trog
bei den Britischen Inseln, ähnlich der gestrigen 12 UTC-Lauf-Lösung des EZMW.
Immerhin 15 Member halten dabei an der alten Variante noch fest.
Im dritten Zeitschritt (Montag bis Mittwoch nächste Woche) findet sich bei nur
einem Cluster dieser Trog nicht wieder. Bei anhaltender Blockierung überwiegt
hohes Geopotenzial.

FAZIT:
Die wechselhafte, zu Konvektion neigende Witterung bis zum Wochenende ist
ziemlich sicher. Die Temperaturen steigen dabei an und dürften vielerorts
sommerliches Niveau erreichen. Am Wochenende steht eine weitere leichte
Erwärmung bei anhaltender, meist undynamischer Konvektion zwar noch nicht ganz
fest, vereinigt aber die Mehrheit der Modelle bzw. Ensembles hinter sich.
Einzige Alternative mit wenig Unterstützung ist ein Trogdurchgang mit
anschließender Abkühlung in der erweiterten Mittelfrist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Quasi an allen Tagen sind zumindest gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter
zu erwarten. Aufgrund langsamer Zuggeschwindigkeit und eher niedrigen
CAPE-Werten steht zunächst der Starkregen im Fokus, der punktuell unwetterartig
ausfallen dürfte. Ab Sonntag nimmt CAPE von Osten her zu, sodass dann
möglicherweise auch Hagel und Sturmböen ein Thema werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler