DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-12-2024 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.12.2024 um 10.30 UTC



Ruhiges Winterwetter, zum Jahreswechsel hin wieder wechselhaft. Kein
Wintereinbruch in Sicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.12.2024


Deutschland liegt unter einer Hochbrücke, die sich vom Seegebiet westlich der
Biskaya über Mitteleuropa hinweg bis zum südlichen Ural erstreckt. Diese Brücke
wird durch einen zonal gerichteten Keil gestützt. Die Frontalzone liegt weit im
Norden und erstreckt sich vom Raum Island über Lappland hinweg nach
Nordwestsibirien. Über dem Vorhersagegebiet stellt sich bei geringen
Luftdruckgegensätzen eine Inversionslage ein, wodurch in den Hochlagen der
Mittelgebirge und unmittelbar an den Alpen längere sonnige Abschnitte am
wahrscheinlichsten sind. Nennenswerte Niederschläge sind bis einschließlich
Silvester tagsüber nicht in Sicht. In einigen Regionen Süddeutschlands kann sich
bei zähem Nebel oder Hochnebel leichter Dauerfrost einstellen.
Allerdings kündigt sich, in der Nacht zum Montag beginnend, eine Umstellung an.
Ein breiter Trog weitet sich in Richtung Schottland aus und drückt die
Frontalzone etwas nach Süden. Selbiges geschieht mit der wetterbestimmenden
Hochbrücke, deren Achse dann über dem Alpenraum zu finden ist. Im Norden und am
Montag dann auch in den mittleren Regionen kommt eine schwache südwestliche
Strömung in Gang. Für eine Milderung reicht dies noch nicht. Silvester legt die
südwestliche Strömung im Norden und in der Mitte Deutschlands zu. In den
Gipfellagen der nördlichen und westlichen Mittelgebirge wie auch an einigen
Abschnitten der Nordseeküste können dann Sturmböen aufkommen. Im Süden sind die
Luftdruckgegensätze noch gering. Mit einer Kaltfront (die im Süden maskiert in
Erscheinung tritt) setzen in der Silvesternacht Niederschläge ein. Im Süden kann
in Gebieten mit vorherigem Dauerfrost Glatteis nicht ausgeschlossen werden.
Neujahr stellt sich eine Troglage ein, wobei sich der Trog über Mitteleuropa
nach Süden und später nach Südosten ausweitet. Hierdurch sind wiederholt
Schauer, im Norden auch kurze Kaltluftgewitter zu erwarten, wobei die
Niederschläge oberhalb 400 m meist in fester Phase fallen. An der Küste sowie in
den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge besteht weiterhin Gefahr von
Sturmböen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. In der gestrigen 12 UTC-Rechnung war in der
Nacht zum Montag eine schwache Trogpassage erkennbar. Bei den 00 UTC-Läufen ist
hiervon nichts zu sehen.
Das Übergreifen der Kaltfront in der Silvesternacht ist beim aktuellen
Modelllauf etwas beschleunigt worden, beim gestrigen 12 UTC-Lauf lag um
Mitternacht diese Front noch diagonal über der Nordsee, bei dem noch 12 Stunden
weiter zurückliegenden Modelllauf von gestern 00 UTC noch über Schottland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der aktuelle Modelllauf zeigt gegenüber den gestrigen Modellrechnungen keine
signifikanten Unterschiede. Vorerst stellt sich unter einer lang gestreckten
Hochbrücke ruhiges Winterwetter ein. Lediglich beim Modell des Britischen
Wetterdienstes bereitet ab Sonntag eine Kaltfront von Nordwesten dem
Hochdruckeinfluss ein früheres Ende. Nach den anderen Modellen ergibt sich bis
Silvester keine Änderung. Auffrischender Südwestwind kündigt dann eine
Umstellung an, die dann zum Jahreswechsel in Form einer Kaltfront erfolgt. Diese
wird von GFS gegenüber EZMW etwas hinausgezögert. Ob sich danach zumindest
wieder im Bergland der Winter einstellt (EZMW) oder mit einem erneuten Drehen
der Strömung auf Südwest milde Luft herangeführt wird (wie bei GFS), ist noch
nicht sicher.
Eine Außenseiterrolle nimmt hier das Modell des kanadischen Wetterdienstes ein.
Zwar wird hier am Sonntag wie bei UK10 die Passage eines Troges und mit diesem
eine Kaltfront gezeigt, die allerdings nur im Osten einigermaßen wetterwirksam
ist. Danach ist Hochdruckeinfluss bis weit ins neue Jahr hinein angesagt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt den hauseigenen deterministischen Lauf und zögert wie
dieser die Umstellung der Wetterlage zum Jahreswechsel hinaus. Eine echte
Abkühlung wäre auch danach nicht zu erwarten. Der Spread nimmt erst zum
Jahreswechsel zu und zeigt im Vergleich mit weiter zurückliegenden Modellläufen
keine Auffälligkeiten. Dabei ist ein Temperaturniveau zu erwarten, das etwa dem
langjährigen Mittel entspricht. Einige EPS-Member zeigen jedoch bereits einen
Tag vorher Niederschlagssignale.
Das EPS des EZMW zeigt den kurz nach dem Jahreswechsel auf Mitteleuropa
übergreifenden Trog weniger ausgeprägt als der deterministische Lauf;
stattdessen wird eine westliche zyklonale Strömung simuliert. Die Einzelläufe
werden in 3 Cluster eingeordnet, wobei das Cluster, in welches der
deterministische Lauf passt wie auch das Cluster, in welchem sich das GFS
einsortieren ließe (mit dem verzögerten Übergreifen der Kaltfront), annähernd
gleich besetzt sind. Gemäß Großwetterlagen dominiert ab dem Jahreswechsel West
zyklonal, wobei etwa 10 Member die Strömung mehr aus Nordwest sehen, aber eine
ähnliche Anzahl von Einzelläufen eine antizyklonale West- oder Südwestlage im
Programm haben. Signale für einen Wintereinbruch bis in tiefe Lagen lassen sich
nicht finden. Der Spread des EPS ist relativ gering und wird erst mit Annäherung
an den Jahreswechsel kontinuierlich größer. Ein paar Niederschlagssignale
ergeben sich erst ab Silvester.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Montag sind aufgrund der ruhigen Hochdrucklage keine
signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann